Interview mit Carla Keller, Radio-Moderatorin

"Radio ist schnell, persönlich, nahe bei den Menschen und kann Emotionen sehr gut transportieren."


Carla Keller arbeitet seit 2010 als Radio-Moderatorin und Kultur-Redaktorin beim Radio Pilatus. Sie studierte Journalismus und Organisationskommunikation an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) in Winterthur. Schon als Kind war sie total fasziniert vom Radio. Ihre ersten Erfahrungen als Radio-Moderatorin sammelte sie bei Radio 3fach in Luzern.


Carla Keller beim moderieren

Carla Keller: Wie bist Du Radio-Moderatorin geworden? 

 

Ich interessierte mich schon immer für das Radio. Schon als Kind hörte ich immer Radio und hatte ein kleines Kinder-Radio. Den habe ich in die Ferien und überallhin mitgenommen. Den Radio habe ich heute noch. Er steht auf meinem Nachtisch. 

 

Als 8-Jährige habe ich ein Gewinnspiel gewonnen und durfte in der Radio-Sendung "Looping" einen "Motz-Brief" vorlesen. Ich erinnere mich, dass ich da schrecklich erkältet war und meine Stimme fürchterlich klang.

 

Meine Matura-Arbeit schrieb ich (zum Selbstzweck) über die Ausbildung zur Radio-Journalistin. Dadurch habe ich noch mehr darüber auseinander gesetzt. Ich merkte, dass mir die Fachhochschule (ZHAW) - mit Praxis und Theorie - am Meisten entsprach. Im Matura-Jahr arbeitete ich sonntags für eine Sendung beim Radio 3fach. Da ist für mich eine Welt aufgegangen und ich merkte, das ist wirklich das, was mich interessiert.

 

So machte die Aufnahmeprüfung für die ZHAW in Winterthur und begann - nach einem Zwischen-Jahr - das Studium für Journalismus und Organisationskommunikation. Beim Radio 3fach lernte ich die Praxis kennen. Ich absolvierte  daneben weitere Kurse. Es ist ein learning by doing. Es gibt ja nicht DIE Ausbildung zur Radio-Moderation an und für sich. Nach dem Studium kam ich zum Radio Pilatus. 

 

Radio ist schnell, persönlich, nahe bei den Menschen und kann Emotionen sehr gut transportieren. Eishockey oder Fussball finde ich zum Beispiel viel spannender am Radio als am Fernsehen. Es hat auch etwas Intimes. Wenn Du zum Beispiel am Morgen um 3.00 Uhr aufstehst und jemand vom Radio mit Dir spricht. Oder ich mit jemanden spreche. Das merken wir auch, wenn wir Anrufe von Zuhörer*innen bekommen, die zum Teil über sehr persönliche Sachen erzählen. 

 

Welche Kurse hast Du denn besucht?

 

Die UNIKOM Radios (Union nicht-gewinnorientierter Lokalradios) und die Radioschule Klipp und Klang in Zürich bieten verschiedene Kurse an. Da besuchte ich verschiedene Kurse, die mich interessierten. Zum Beispiel den Fachkurs mit einer Abschluss-Arbeit, Interviews, Sprech-Technik, Reportagen, rechtliche Dinge. Dort habe ich viel gelernt und wie gesagt auch in der Praxis beim Radio 3fach. Ich glaube, ich habe fast alle Kurse - bis auf wenige Ausnahmen - besucht, weil es mich so interessiert hat. 

 

Hast Du Tipps, wenn jemand auch beim Radio arbeiten möchten?

 

Ich rate, früh zu beginnen. Viele beginnen zuerst mit Schreiben von Zeitungsartikeln. Die UNIKOM-Kurse kann ich sehr empfehlen oder mal ein Praktikum bei einem Radio machen. Aber man kann auch z. B. mit 50 Jahren noch einsteigen. Es ist nicht an das Alter gebunden. Wenn man aber früh merkt, dass einem das interessiert, ist es gut etwas in diese Richtung zu machen.

 

Wurdest Du schon mal an Deiner Stimme erkannt?

 

An der Stimme nicht. Aber wenn ich meinen Namen nenne, heisst es machmal: "Ah, Du arbeitest beim Radio Pilatus." Also bis jetzt wurde ich noch nie an meiner Stimme erkannt, wenn ich eine Limonade bestellt habe.

 

Carla Keller mit Patrick Michael Kelly

Früher hast Du für Michael Patrick Kelly (Paddy Kelly) geschwärmt. Wie war es für Dich ihn zu interviewen?

 

Michael Patrick Kelly* war sehr sympathisch. Er trifft bei seinen Interviews regelmässig auf frühere Fans und ist auch für Spässe dazu zu haben. Beispielsweise nahm er eine Sprachnachricht für eine Kollegin von mir auf, die heiratete. Dadurch, dass er seit seiner Kindheit im Rampenlicht steht, ist er auch total professionell, ist überlegt, locker drauf und gibt gute Antworten.  

 

Arbeit beim Radio bedeutet oft unregelmässige Arbeitszeiten und auch am Wochenende und an Feiertagen arbeiten. Welche besonderen Herausforderungen und Vorteile gibt es da für Dich?

 

Ja, ich finde... Von Vorteil ist, dass man zum Beispiel beim Skifahren oder Wandern Platz hat und man muss nicht anstehen. Als ich mal an einem Samstag Skifahren ging, habe ich mich gewundert wie viele Leute es hatte. Oder auch beim Einkaufen hat es Vorteile.

 

Für das Sozial-Leben ist es auch mal schön eine "normale" Woche zu haben. Alle freuen sich am Freitag auf das freie Wochenende und ich arbeite am Wochenende. Das ist auch schön, aber ich kann dann halt nicht am Freitag bis am Morgen um drei ausgehen oder mit anderen am Wochenende wandern.

 

In meinem Umfeld arbeiten auch viele unregelmässig und so können wir auch an Wochentagen schöne Ausflüge miteinander machen. Das sind für mich zum Teil geschenkte Tage. So "muss" ich nicht am Samstag putzen und einkaufen.

 

Ich finde es manchmal schön, eine "normale" Woche zu haben, aber ich finde auch die unregelmässigen Arbeitszeiten haben ihre Vorteile.

 

Du moderierst ja auch. Wir sind uns beim "Sinnieren und Flanieren" einem Anlass einer Krankenkasse begegnet. Kann man Dich offiziell für Moderationen buchen?

 

Wenn eine Anfrage zu mir passt, mache ich das gerne. Häufig erreichen mich Anfragen über meine E-Mail-Adresse bei Radio Pilatus.

 

 

Carla Keller beim Moderieren

Die Stimme ist ja beim Radio ganz wichtig. Du hast ja auch Stimm-Technik-Kurse besucht.

 

(In diesem Moment gibt ein Kleinkind an einem Nebentisch eine "Stimmprobe". Wir lachen).

 

Ja, bei der Radioschule Klipp und Klang habe ich die Basis erlernt. Natürlich ist es auch jetzt noch ein Thema. Zum Beispiel beim Air-Check, dass heisst, wenn wir uns - in unregelmässigen Abständen - eine Sendung mit jemanden Externen oder der Moderations-Leitung anhören. Da ist die Sprech-Technik schon auch ein Thema, wenn auch nicht das Hauptthema. Es ist gut, zu wissen was der Stimme gut tun oder nicht so gut tut.

 

Was machst Du, wenn Du an Heiserkeit leidest? 

 

(lacht) Trotzdem moderieren! Es muss natürlich noch einigermassen klingen, sonst ist es für Niemanden angenehm. Eine verstopfte Nase ist noch mühsamer. Aber ja, wenn die Stimme weg ist oder zu unangenehm klingt, kann man nicht arbeiten.  


"Wenn ich Menschen glücklich machen kann, freut mich das sehr!"


Was macht Dir als Radio-Moderatorin am meisten Spass?

 

Wenn ich Menschen glücklich machen kann - wenn etwas ankommt - freut mich das sehr! Ich mache alles sehr gerne. Wenn ich Rückmeldungen erhalte wie: "Es fand ich voll lustig!" oder "Du hast mich in dieser Situation total abgeholt." 

 

 

Carla Keller beim Kaffee trinken

Welche Vision hast Du? Was möchtest Du beruflich oder in Deinem Leben noch erreichen?

 

Etwas machen, was mir Freude macht. Das haben mir auch meine Eltern beigebracht. Meine Arbeit macht mir immer noch sehr viel Freude. Ich arbeite sehr gerne beim Radio. Auch andere Sachen, die ich mache, möchte ich auch gerne machen. So kann ich auch mindestens 100 Prozent geben. Ich möchte einfach was machen, was ich gerne machen. Und das tue ich. 

 

Als Radio-Moderatorin möchte ich immer noch besser werden. Noch bessere Moderationen machen. Es ist halt so viel Technik dabei mit dem Layout (so heisst das beim Radio): Also mit den Geräuschen, der Musik, die man einbindet, Sprechtechnik, wie man was erzählt. Ich finde, da hat man nie ausgelernt. Auch das Timing der Beiträge ist wichtig. Es macht wenig Sinn, frühmorgens etwas über das Kochen zu erzählen, dass passt eher zum Mittag. Die Menschen in ihrem Leben abholen und das die Themen einen Bezug zum Leben der Hörerschaft haben.

 

Was bedeutet für Dich persönlich improvisieren. Wo improvisierst Du?

 

Ja, ich improvisiere viel. Nur schon bei der Arbeit: Wenn ich zum Beispiel eine Moderation vorbereitet habe und es dauert wenige Sekunden bis zur Moderation und eine Verkehrsmeldung kommt rein, dann musst Du innerhalb von zwei Sekunden die Verkehrsmeldung überfliegen und diese dann sagen. Der Einstieg in den geplanten Beitrag muss dann vielleicht auch geändert werden. Improvisieren ist wichtig in einem dynamischen Arbeitsumfeld.

 

Welche Interview-Frage wolltest Du schon immer gestellt bekommen und beantworten?

 

Frage:

Du redest ja am Radio nur, lässt Deine Lieblingsmusik laufen und trinkst zwischendurch Kaffee oder

 

Antwort:

Nein!

 

Carla Keller tanzt mit Max Giesinger im Radiostudio

Was sind Deine Aufgaben als Kultur-Redaktorin beim Radio Pilatus? Was macht Dir dabei am meisten Spass?

 

Einerseits stelle ich die Ausgeh-Tipps für Freitag und Samstag zusammen. Ich recherchiere diese, trage sie zusammen und präsentiere sie in der Sendung

 

Andererseits haben wir bei Radio Pilatus haben wir einen Konzert-Kalender, denn ich aktuell halte. Ich organisiere Ticket-Verlosungen und mache Beiträge zu Anlässen. Meistens sind das Interviews. Die schneide und bearbeite ich auch. 

 

Carla Keller mit Limonade

Ein Blick hinter die Kulissen des Radios: Gibt es da eine lustige Geschichte à la Pleiten, Pech und Pannen, die Du erzählen kannst?

 

Wenn das Mikrofon noch eingeschaltet ist und man denkt es ist ausgeschaltet. Einmal war es so, dass bei einer Live-Übertragung eines Fussball-Matches (FC Luzern), war der Reporter vor Ort in der Leitung.

 

Im Stadio kann man sich mit dem Reporter schon vorher sprechen und dann das Mikrofon ein- und auf Sendung schalten. Da hat der Moderator vergessen, dass das Mikrofon schon an war und hat mit ihm besprochen, wann sie auf Sendung gehen sollen. Da antwortete der Reporter: "Lass uns in fünf Minuten auf Sendung gehen. Ich muss zuerst noch auf die Toilette." Natürlich hat die Hörerschaft den ganzen Dialog mitbekommen.

 

 


Vielen Dank Carla für das Interview. Weiterhin viel Freude und Erfolg beruflich wie privat. Ich freue mich, Dich weiterhin zu hören.

 

Für das Interview: Manuela Ming



Die Bilder wurden uns freundlicherweise von Carla Keller für das Interview zur Verfügung gestellt. Das Selfie und Carla Keller mit Limonade sind von Manuela Ming. Sie unterstehen dem gültigen Urheberrecht!

 

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Kommentare: 4
  • #1

    Birte (Mittwoch, 04 September 2019 22:17)

    Ich muss ja gestehen, dass ich mir noch nie wirklich Gedanken darüber gemacht habe, wie eine Radiosendung „funktioniert“. Die Frage mit dem „nur reden, Lieblingsmusik hören und Kaffee trinken“ hätte wahrscheinlich auch von mir kommen können...
    Danke für diese interessanten Einblicke!

  • #2

    Manu von Allerlei Impro (Donnerstag, 05 September 2019 07:15)

    Danke Birte! Es freut uns, dass wir Dir einen Blick hinter die Radio-Kulissen bieten konnten.

  • #3

    BeraTina (Samstag, 21 September 2019 12:39)

    Da hat das Lesen wirklich Freude gemacht. Der Blick hinter die Kulissen und durchgängig strahlt mir eure gute Laune entgegen.Vielen Dank dafür und liebe Grüße

  • #4

    Manu von Allerlei Impro (Samstag, 21 September 2019 13:54)

    Herzlichen Dank! Deine Freude freut mich und dass die gute Laune so spürbar ist ebenso :-)